Glas der Vernunft


Glas der Vernunft

Wir waren bei der Pressekonferenz zur diesjährigen Preisverleihung „Glas der Vernunft“.

Der Preis „Glas der Vernunft“ wurde im Jahr 1990 von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Kassel und der Region gestiftet. Er besteht aus einer Urkunde, einer von dem Kasseler Kunstprofessor und documenta-Künstler K.O. Blase entworfenen Skulptur mit einem Prisma und einem Geldpreis von 10000 Euro.

(Die Vorsitzenden Barbara Ettinger-Brinckmann, Prof. Dr. Wilfried Sommer mit Malin, Hanni und Anna)

Die Preisverleihung steht jeweils im zeitlichen Zusammenhang zum Tag der Wiedervereinigung Deutschlands, dem 3. Oktober. In diesem Jahr wird der Preis zum 32. Mal verliehen.

In den letzten Jahren haben Benedicte Savoy, die Reporter ohne Grenzen sowie Chimamanda Ngozi Adichie den Preis bekommen.

Die diesjährige Preisträgerin ist Nathalie Amiri.

Nathalie Amiri

Nathalie Amiri wurde schon mit vielen journalistischen Preisen ausgezeichnet, 2021 wurde sie sogar Journalistin des Jahres. Nun bekommt sie „Das Glas der Vernunft“, ihren ersten Bürgerpreis.

(Foto: © Johannes Moths)

Nathalie Amiri wurde 1978 in München geboren. In der 11. Klasse machte sie ein Praktikum im Iran. Dort war sie auf einer Party, die Sittenpolizei kam und die Frauen auf der Party trugen keine Kopftücher. Fast alle wurden verhaftet. Nathalie Amiri aber versteckte sich im Schrank. Sie wurde nicht gefunden und somit auch nicht verhaftet.

Sie spricht 5 Sprachen: Farsi, Dari, Arabisch, Englisch und natürlich Deutsch. Sie ist eine Bestsellerautorin, ihr berühmtestes Buch heißt „Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran“ Auch als Autorin ist sie eine Vermittlerin zwischen den Welten. Sie hat ihre Erfahrung im Iran gezeigt und damit ein breites Interesse in der deutschen Gesellschaft geweckt. Zuletzt reiste sie nach Afghanistan. Ihr Buch über dieses Land heißt „Afghanistan – unbesiegbare Verlierer“.

Als ARD-Büroleiterin hat Nathalie Amiri zwischen 2015 und 2020 gearbeitet. Sie moderiert außerdem seit 2014 den „Weltspiegel“ aus München und leitete 5 Jahre lang das ARD-Büro in Teheran. Seit 2017 kommentiert sie für den Bayrischen Rundfunk auch regelmäßig aktuelle Themen in den Tagesthemen. 2020 wurde die Gefahr zu groß, Opfer einer politischen Geiselnahme zu werden. Sie musste die Leitung des Teheraner Fernsehstudios abgeben.

Viele Menschen würdigen sie, weil sie mit ihrer Berichterstattung auf besondere Weise Verantwortung für eine freie Gesellschaft übernimmt, die gegen Gewalt und Fanatismus kämpft. Einmal sagte sie: „Jede Geschichte, die ich erzählen wollte, war begleitet von Herzklopfen und dem Gefühl, dieses Mal holen sie dich, dieses Mal kommst du nicht davon!“

Die strengen Regeln im Iran

Bis zum Jahr 1979 regierte im Iran (früher Persien) ein Schah (Herrscher) namens Mohammad Reza Pahlavi. Er war ein ungerechter Mensch. Er plünderte das Land aus und häufte einen ungeheuren Reichtum an. Das Volk war mit seiner Regierung sehr unzufrieden. Diese Unzufriedenheit nutzte ein Mullah (islamischer Religionslehrer) namens Ajatollah Chomeini aus. Er wurde zum Anführer der sogenannten Iranischen Revolution.

Nach der Machtergreifung errichtete er ein hartes Regime. Er gründete die Sittenpolizei. Die Rechte der Frauen wurden stark eingeschränkt, die Opposition (politische Gegner) wurde verfolgt. Seitdem werden alle Proteste im Iran gewaltsam niedergeschlagen. So auch der Protest im Herbst 2022, der aufgrund des Todes einer 22jährigen Frau ausgetragen wurde. Sie hatte sich den Sitten zufolge falsch angezogen.

Hanni, Malin, Anna